Unsere Chronik
Nach dem Waffenstillstand im Mai 1945 begann sich das Vereinsleben wieder zu regen. Aus den Trümmern retteten die Hürther ihren Humor und ihren Aufbauwillen. Dazu gehörte auch, unser altes rheinisches Brauchtum – den Karneval – wieder aufleben zu lassen.
So fand Karneval 1947, als der aus dem Krieg heimgekehrte Michael Weber Präfekt der katholischen Jugend war, im Pfarrheim die erste Veranstaltung dieser Jugend statt. Hier reifte der Gedanke, ein rot-weißes Tanzcorps zu gründen.
Im Sommer war es soweit, deshalb feiern wir seitdem unser Stiftungsfest bei meist sommerlichen Temperaturen. Michael Weber hatte die Mannschaft beisammen. Mit ihm gründeten Ferdi Kremer, Theo Conzen, Hans und Hermann Stautzebach, Jakob Pütz, Karl und Nikolaus Over, Hans Gramb, Theo Kapp, Hans Schwägerl und Hermann Wollenweber den Verein. Tanzmariechen war Grete Bous und Tanzoffizier Hermann Stautzebach.
Dem unermüdlichen Michael Weber, Vorsitzender und Kommandant, stand Rektor Bernhard Weber zur Seite, dessen Rat und Persönlichkeit uns über viele Schwierigkeiten hinweghalf. Wir verpflichteten Ballettmeisterin Gerti Bonn-Wolf zum Einstudieren der Tänze. Sie hat dieses Amt mit viel Freude und Energie bis Mitte der siebziger Jahre ausgeübt. Nach ihr leiteten Inge Maahs, Rotraud Stollenwerk, Antonia Weigand, Monika Elzer-Reusch und Sandra Burenkopf unsere Proben.
Da es damals - in den Anfängen des Vereins – für Geld so gut wie nichts zu kaufen gab, hörte man in Hürther Familien oft den Hilferuf: „ Mamm, häs Du net e ahl Bett-Doch för en Botz?!“ Und so mussten Mutters Bettlaken für die Anfertigung von Garde-Jacken und Hosen geopfert werden.
Kommandant Michael Weber hatte bis zum Beginn der Session eine Truppe aus dem Boden gestampft, die zu den Klängen von „Feuert los“ bereits bei verschiedenen Veranstaltungen auftreten konnte. Seine urwüchsigen Kommandos donnerten von nun an über die Bühnen.
Beim ersten Auftritt in der Sitzung der katholischen Jugend im Saal Steinfeld klappte es natürlich noch nicht ganz. Ob es nun an den Noten oder am Lampenfieber lag, konnte nie geklärt werden. Aber bereits bei der Prunksitzung des Quartettvereins Rhenania, der uns als erster Veranstalter verpflichtete, konnten wir einen Erfolg verzeichnen.
Die Währungsreform 1948 brachte neue Stoffe auf den Markt, und so konnten Uniformen nach dem Vorbild der Kölner Roten Funken beschafft werden. Als Dionys Schmitz 1950 den altverdienten Hubert Cottäus, der seit 1939 Prinz war, endlich ablösen konnte, stellten wir die Garde. Dies war der Anlass, den Vereinsnamen von „Funkencorps Rot-Weiß“ in „Prinzengarde Rot-Weiss Hürth“ umzubenennen. Bereits vor dem 2. Weltkrieg bestand in Hürth eine Rot-Weiss Garde unter dem Kommandanten H. Bungs.
Unsere Tätigkeit als Tanzcorps sprengte allmählich den Rahmen der katholischen Jugend. Wir trennten uns in Freundschaft und wurden nun ein weltlicher Verein. Neben den Aufzügen als Traditionscorps tanzten wir auch als lustige Gruppe, so als „Weltbürger“, Schornsteinfeger-Ballett“ und „Seemanns-Ballett“.
Um auch mit dem mittlerweile auf 60 Mitgliedern angewachsenen Verein gesellschaftlich hervorzutreten, wurde 1951 im Saal Koep, dem heutigen Treffpunkt Paula, die erste öffentliche Karnevalssitzung abgehalten. Später fanden viele Jahre unsere Veranstaltungen im Vereinslokal Steinfeld-Kruse statt. Seit 2003 ist unser Vereinslokal wieder an die „alte“ Stätte zurückgekehrt, zum Treffpunkt „Paula“. 2015 wechselten wir dann erneut in die Gaststätte Steinfeld-Kruse, welche eigentlich schon immer Adlerhof hieß. Unsere Feier des Elften im Elften, die Bälle und vor allem die Sitzungen wurden unter dem Präsidenten Heinz Kesseler über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und beliebt. 1975 übergab er dieses Amt an Jürgen Steinberger. Außerhalb der Karnevalssession gehörten u.a. Musikfest, Grillfest und das Hahne-Köppe zu festen Punkten im Prinzengarde-Programm.
Im Dezember 1963 verstarb unser Gründer und Kommandant Michael Weber. Seine Verdienste sind nicht mitwenigen Sätzen aufzuzählen. Mit ihm verloren wir den unermüdlichen Streiter, insbesondere für unser Tanzcorps. Es begann aber auch die Zeit, in der die Jugend andere Vergnügen und Zerstreuung suchte als bisher. Die feste Bindung an einen Verein mit all den Verpflichtungen zu Probenbesuch, Auftritten, etc. wollten viele Jugendlichen kaum noch eingehen. So wurde auch bei uns die Zahl der Aktiven immer geringer. Daher mussten wir zu unserem größten Leidwesen 1970 unser Tanzcorps aufgeben.
Doch bereits zwei Jahre später hatte der Vorsitzende, Kommandant und spätere Ehrenvorsitzende Peter Welter, der den Verein ganz im Sinne von Michael Weber weiterführte, wieder eine Truppe beisammen, die beim 25jährigen Vereinsjubiläum unseren Prinzen Kaspar I. (Fassbender) begleiten konnte. Daneben wurde unter der tatkräftigen Mithilfe von Achim Opgenorth ein Fanfarencorps aufgebaut.
Beide Corps entwickelten sich prächtig: Das Tanzcorps unter der Leitung des Kommandanten Josef Weber, dem Sohn unseres Vereinsgründers, und das Fanfarencorps. Im Jahr 1985 kam dann der große Knall: Das Fanfarencorps machte sich selbstständig und trennte sich von der Prinzengarde.
In dieser Situation setzte der Vorsitzende Heinz Reichl alles daran, einen neuen Musikzug auf die Beine zu stellen. Ihm ist es hauptsächlich zu verdanken, dass sich die Prinzengarde bei ihrem 40jährigen Jubiläum mit einem Tanzcorps aus 22 Aktiven und 15 Offizieren, sowie einem Musikzug von 32 Musikern – alle in einheitlichen Uniformen – präsentieren konnte. Tatkräftig unterstützt wurde er dabei von Ingrid und Bernd Statz. Daneben begleitete uns in der Jubiläumssession noch das Tambourcorps Alt-Hürth unter der Leitung von Johannes van Hall.
Doch auch mit dem neu gegründeten, eigenen Musikzug hatten wir kein Glück: Sie trennten sich ebenfalls von uns. Nachdem Heinz Reichl nicht mehr zur Wiederwahl kandidierte, wurde er einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger wurde 1991 Jürgen Steinberger.
Der neue Vorstand hatte aus den Erfahrungen seine Lektionen gelernt und beschloss als erstes, auf ein eigenes Musikcorps zu verzichten und sich ganz auf die Wurzeln unseres Vereins – unser Tanzcorps – zu konzentrieren. Damit die Auftritte aber weiterhin musikalisch umrahmt werden, sollte ein Musikzug verpflichtet werden. Nach kurzer Suche wurden wir „op de schäl Sick“ fündig: Das Tambourcorps Blau-Weiß Köln-Humboldt/Gremberg begleitet uns seit 1995 während der Session bei Auftritten und Zügen – natürlich in unseren rot-weißen Uniformen. Für ihre Treue und für die langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit wird das Corps zum Ehrenregimentsspielmannszug der Prinzengarde ernannt. Seit 2007 unterstützten uns zusätzlich und Zeitweise die Musikvereine: Rot-Gold Köln, Dünnwald, Enzen-Westhoven, Rösrath und Edelweiss Kerpen
Unter der tätigen Mithilfe von Ingrid Statz wurde seit 1989 ein Kinder- und Jugendtanzcorps aufgebaut. In drei Abteilungen sind rund 40 Kinder und Jugendliche aktiv. Beim Tanzturnier des Karnevalsverbandes Rhein-Erft, zu deren Gründungsmitgliedern die Prinzengarde übrigens zählt, haben sie schon mehrfach erste Plätze belegt. Aus diesem Nachwuchs haben sich schon Gardisten ins „erwachsene“ Tanzcorps hochgedient. Ebenfalls verdienten sich die Mariechen Janine Schmitz (1998 bis 2002), Vanessa Steinberger (2004 bis 2007) und Angela Over (2007-2012) ihre ersten Sporen im Kinder- und Jugendtanzcorps.
Aus den erwachsen gewordenen Mädchen der Kindergarde entstand ein Showtanzcorps, dass einige Jahre in tollen Kostümen über die Bühnen wirbelte
In den letzten Jahren entwickelte sich zu unserer Freude ebenso ein aktives Offizierscorps. Sie sorgten dafür, dass die Prinzengarde ein dritter „Plaggen“ bei Aufzügen vorausgeht. Die neue Fahne wurde auf dem Schulhof der Kreisberufsschule vor der Fronleichnamsprozession 1995 von unserem Regimentspfarrer Pastor Kreuer gesegnet. Ab der Session 1997/98 richtet das Offizierscorps den Uniformappell für die Aktiven am 11.11. aus und hilft dabei, durstige Kehlen zu ölen.
Für unsere Sitzungen wurde es aufgrund der Saalsituation in Alt-Hürth immer schwieriger, attraktive Programme zu finanzieren. Hinzu kam, dass unsere Wirtsleute des Vereinslokals Steinfeld-Kruse den Saal nicht mehr selbst bewirtschaften wollten. So kam es dazu, dass sich die beiden großen Alt-Hürther Karnevalsvereine, KG Hürther Funken Blau-Weiß und Prinzengarde Rot-Weiss, zu einer Veranstaltungsgesellschaft, der IG Alt-Hürth zusammenschlossen. Von 1989-2012 wurden Herren-, Damen- und Prunksitzung mit großem Erfolg gemeinsam im Bürgerhaus Hürth durchgeführt. In der Session 2006 wurden die ersten Sitzungen im Feierabendhaus abgehalten. Zusätzlich veranstalteten die Prinzengarde alleine zwei umjubelte „Höhner-Konzerte“ im Bürgerhaus und ein „Paveier-Konzert“ im Saal Steinfeld-Kruse.
Ebenfalls mit der KG Hürther Funken Blau-Weiß veranstalteten wir am 19.08.2005 ein Begegnungsfest für alle Alt-Hürther und die Gäste, die aus Anlass des Weltjugendtages in unserer Gemeinde untergebracht waren Franzosen, Spanier, Mexikaner, Polen, Peruaner und Österreicher. Am Vorabend der Papstmesse auf dem Marienfeld konnten sie mit uns auf dem Schulhof der Kreisberufsschule ein rheinisches Fest feiern. Und sie waren begeistert! Seit 2013 veranstalten wir unsere Sitzungen wieder in Eigenregie und lösten die IG Alt-Hürth auf. Zum Jubiläum 2017 konnten wir eine Prunksitzungen der Extraklasse feiern. Eine Lasershow und ein Musikauftritt mit über 100 Musikern lies den Saal beben.
Auf Initiative jüngerer Vorstands- und Vereinsmitglieder wurde eine neue Veranstaltung ins Programm aufgenommen: Die Karnevals-Party direkt im Anschluss an den Alt-Hürther Zug. Sie wurde vom Publikum hervorragend angenommen. Am Karnevalssamstag war der Saal Steinfeld-Kruse bis 2002 und ab 2003 ist die Aula der Kreisberufsschule immer proppenvoll. Ebenfalls wurde, eigentlich eher zufällig, die Idee geboren unsere Feier des 11. im 11. umzugestallten. Wir verließen unseren Stammsaal Paula Mellen und wagten uns in das große Bürgerhaus. Die Stippeföttchenparty war geboren. Mittlerweile eine feste Größe im Vereins- und Karnevalsgeschehen mit ca. 1300 Besuchern aus nah und fern. Für beide Veranstaltungen gilt: Wer im Vorverkauf keine Karte ergattert hat, muss hoffen, an der Abendkasse fündig zu werden, oder so lange warten, bis die ersten Gäste sich auf den Nachhauseweg machen.
Zum 50jährigen Jubiläum stellte die Prinzengarde 1997 mit Prinz Manfred I. (Sommer) den Karnevalsprinzen. Zum Jubiläum wurde eine CD produziert, deren Verkaufszahlen aber nicht für eine goldene Schallplatte reichten. Höhepunkt der Feierlichkeiten war das Traditionscorpstreffen des Karnevalsverbandes Rhein-Erft, das wir im Festzelt auf dem Kirmesplatz ausrichten durften, mit dem Großen Zapfenstreich unter Beteiligung aller teilnehmenden Corps, der Blaskapelle Blau-Weiß Fischenich und unseres Regimentsspielmannzuges. Im selben Jahr legte Josef Weber sein Amt als Kommandant nieder und wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. Hans-Jürgen Vogler wurde für drei Jahre sein Nachfolger. Im Jahr 2000 trat der nächste Kommandant aus der „Knott“-Dynastie sein Amt an, der Enkel des gleichnamigen Gründers, Michael Weber. Er gab den Stab im Jahr 2017 Dirk Over weiter und bekleidet seitdem das Amt des Ehrenkommandanten.
In der Session 2006 gab es ein Novum in der Geschichte des Alt-Hürther Karnevals, das erste Dreigestirn! Sie wurden natürlich von unserer Gesellschaft gestellt: Prinz Bobo I. (Wittich), Bauer Peter (Heitmann) und Jungfrau Hanni (Johannes Steiner). Zu seinem 60. Geburtstag schlüpfte ein Hürther Junge in die Rolle des Prinz Karneval, der auf den Karnevalsbühnen seit Jahrzehnten zu den Besten gehört, der Reporter vum Buure-Blättche Adam Kranz. Auch er vertrat mit Bravour unsere Farben.
In all den Jahren ihres Bestehens war die Prinzengarde dabei, wenn es galt, für den Ortskarneval einzustehen. Es gab keinen Karnevalszug, an dem die Prinzengarde fehlte. Wir beteiligen uns gerne mit Corps, Regimentsspielmannszug, Berittenen, Fußgruppen und Festwagen. Aus unserem Verein gingen 17 Prinzen und 10 Kinderprinzen hervor. Auch bei der Arbeit des Festausschusses Alt-Hürther Karneval wirkten und wirken Mitglieder des Vereins an vorderster Front mit. Ebenso sind wir in Ausschüssen des Karnevalsverbandes Rhein-Erft vertreten und gehören seit 1997 dem Werbe- und Förderverein Alt-Hürth an.
Im Jahr 2009 gab Hans-Jürgen Steinberger nach 18 Jahren sein Amt als erster Vorsitzender ab. Sein Nachfolger ist seitdem Thomas Wagner. Hans-Jürgen Steinberger wurde für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Neben Ehrenmitgliedern und Ehrensenatoren, die sich um die rheinische Sprache und das rheinische Brauchtum verdient gemacht haben, wie u.a. Willy Schneider, Willy Millowitsch und Harald „Toni“ Schumacher, haben wir in den letzten Jahren auch das Glück, einen Senat zu haben, der uns unter der Leitung von Rennes Gebauer und Frank Aust mit Rat und Tat unterstützt. Daneben gründete sich am 31.10.2005 aus den Reihen der Aktiven ein Corps à la Suite. Zu den Gründungsmitgliedern gehören: Michael Baer, Peter Heitmann, Dieter Löcher, Manfred Sommer, Jürgen Steinberger, Johannes Steiner, Josef und Michael Weber, Michael Wittich und Karl Zylajew. Um auch nicht uniformierten Mitglieder die Chance zu geben näher an das Tanzkorps heranzurücken wurde 2012 das Reservecorps gegründet. Als äusseres Erkennungszeichen dürfen die Mitglieder ausnahmsweise das Gardeschiffchen ohne Uniform tragen. Somit ist die Prinzengarde klassisch in mehrere Gruppierungen aufgeteil und kann sich mit Stolz Traditionscorps im rheinschen Karneval nennen.
Der Verein, der seit 1966 mit dem Namen „Prinzengarde Rot-Weiss Hürth 1947 e.V.“ im Vereinsregister eingetragen ist, möchte unter dem Protektorat von Herrn Alfons Heitmann weiterhin wirken für unseren geliebten rheinischen Karneval, das Ortsleben und zur Freude seiner Mitglieder, Freunde und Gäste.